Die Busreise mit dem Bus entpuppte sich als unerwartet komfortabel, was aber angesichts des Preises von ueber echte $40 auch angemessen war. Wir hatten aeuszerst bequeme Ledersessel, welche man wirklich wiet neigen konnte, so dass einem angenehmen Schlaf nichts entgegestehen sollte.
Es gab auch ein warmes Abendessen und ein spartanisches Fruehstueck. Zur Begruessung wurde Bingo gespielt. Da BIngo ja zumindestens bei uns in Duetschland alles andere als ein Volkssport ist (zumindestens bei Leuten unter 40), war mir gar nicht so richtig klar, wie man gewinnen kann (alle Zahlen, eine Reihe, diese besondere doppelte?), jedenfalls hab ich mehrfach unseren Steward belaestigt, aber letztendlich hat ein anderer mich um 2 Zahlen ueberholt. Verdammt!
Zu sehen gab es dann nich zwei schoen illegal runtergeladene Filme (Madagaskar und The Day after Tomorrow), aber wir sind sehr schnell eingepennt und wurden nur periodisch vom Geschrei des Kleinkinds direkt vor uns geweckt.
In Mendoza haben wir dann aufgrund der miserablen Kartenlage uns dann doch ein Taxi fuer knappe $1.50 gegoennt und sind in einer etwas spartanischeren Jugendherberge gelandet. Aber Tomo hatte ja schon angekuendigt, dass es von Buenos Aires aus immer spartanischer und aermer werden wuerde.
Ein paar Beobachtungen... ich bin ja zum allerersten Mal in einem wirklich armen Land, bzw. einem armen Kontinent. Wikipedia und auch meine Schulkenntnisse bringen mich in Versuchung von Argentinien als 2. Weltland zu sprechen, tatsaechlich aber zeigt auch WIkipedia, das diese Kategorisierungen vorwiegend aus dem Kalten Krieg stammen und heute eher der Begriff des Entwicklungs- und Schwellenlandes gelaeufig ist. ABer auch diese Einteilung ist umstritten.
WIe dem auch sei, Fakt ist, dass der Lebensstandard in Argentinien natuerlich signifikant von unserem abweicht. Deutschland ist sicherlich auch in Europa eines der vorbildlichsten Laender hinsichtlich Muelltrennung und Recycling. So etwas gibt es hier und vermutlich in ganz Suedamerika gar nicht. Es ist nicht unwahrscheinlich dreckig auf den Straszen aber es liegt wesentlich mehr Dreck rum als in Deutschland, andererseits habe ich heute in Mendoza mehrere Ladenbesitzer ihren Buergersteig vor dem Laden nass abwischen sehen. Auch undenkbar in Deutschland. Die Menschen hier sehen generell ganz normal aus, es gibt tendenziell wesentlich mehr Bettler, aber alles noch sehr ertraeglich und nicht um Groeszenordnungen schlimmer als beispielsweise das Gesindel vorm Bahnhof Neustadt :)
Touris werden natuerlich alles naselang versucht abgezockt zu werden, bzw. man versucht ihnen "Sonderangebote" zu unterbreiten. Unser groszer Vorteil ist, dass wir so wenig Spanisch verstehen und offene Augen haben.
Wir kommen aber ganz gut zurecht, auch mit wenig Spanisch, was ich natuerlich bedauere, dass ich so schlecht vorbereitet bin. Aber ich hab ja noch etwas Zeit das zu verbessern.
Eklatanter Unterschied zu westlichen Laendern, vor allem natuerlich Deutschland ist, dass es hier keinen TUEV gibt. Alles was Raeder hat und faehrt, darf auch fahren. Ich bin immer wieder versucht einiger dieser Schrottkarren zu fotografieren, aber Tomo meint, dass waere erst der Anfang.
Die Tuningszene in Argentinien wird zumindestens am Auspufftuning nichts verdienen, weil den hier jeder selber mittels Bohrmaschine oder Durchrostung tunt. Unglaublich, was manche Autos hier fuer einen Krach machen. VW stellt auch eigens fuer Suedamerika eigene Fahrzeuge her, so sieht man nicht nur Zugmaschinen von VW, sondern auch noch schicke laute T1s und den Gol - eine, wer haette es gedacht, Kreuzung aus Golf und Polo.
Zurueck zu Mendoza, heute haben wir nach der Ankunft und Checkin und etwas Pennen mal etwas die Innenstadt unsicher gemacht. Alles nichts Weltbewegendes, einzig die etwas skurille Baumlandschaft ist natuerlich fuer einen Europaeer ungewohnt. Bilder folgen, sitze hier im Internetcafe ohne Kartenleser :( Dort gibt es jedenfalls Palmen zwischen doch sehr europaeischen Baumen zu bewundern.
Mittag gab es dann im "Bremen Pils" Restaurant. Tomos Bremensteak stellte sich als Hamburger Schnitzle mit Steak heraus und ich machte schon wieder den Fauxpas, mir einen Cafe doble zum Essen zu bestellen, laut LP wird der in Argentinien NACH dem Essen bestellt. Beim Bezahlen ging der Kellner dann auch froehlich mit meinem 100-Peso-Schein in die Bank zwei Laeden weiter, um sie kleinzuwechseln. Ich war schon etwas perplex, aber Tomo meinte, das waere gang und gebe.
Tagesziel war, da 70% des argentinischen Weines aus Mendoza kommen, und auch laut Lonely Planet, ein "Weinfabrik" in Maipu.
Mit dem Bus machten wir uns auf dem Weg und irgendwann stiegen wir dann auch irgendwo in Maipu aus, nach einigen beherzten Schritten erreichten wir die erste Fabrik, die aber gottverlassen aussah. Nach ein paar Daumenfotos ging es dann in das nationale Weinmuseum.
Am Einlass, weckten wir aus Versehen den Pfoertner auf, der uns dann einen ganzen Peso aufknoepfte pro Person und uns die Fuehrung, die in 5 Minuten starten sollte, ans Herz legte.
Nun, das vermeintliche Museum sah schon verdaechtig klein aus, aber als wir dann tatsaechlich in 5 Minuten von einer schoenen Senora empfangen wurden (ich frotzelte ja schon, dass der Pfoertner die Fuehrung machen wuerde) und diese uns laechelnd erklaerte, dass sie nur Spanisch kann, aber als wir dann reingingen.... Das spottete jeder Beschreibung (dem Leser zuliebe werde ich es trotzdem versuchen).
Unsere "Fuehrerin" teilte uns noch mit, dass es erst unten und dann noch oben etwas zu sehen gaebe. Nun, unten gab es mehrere massive Tische, mit vielleicht pseudoantiken Stuehlen und an den Waenden waren weinfassartige Regale, wo jeweils eine Flasche Wein drin stand. Oben gab es dann neben den beiden Raeumen, die gerade mit Bildern von in Szene gesetzten plastinierten Menschen ausgestattet wurden, dann noch eine Geruempelkammer, einen Raum mit ziemlich wahllos auf den Boden hingestellten Weinflaschen aller Groesze, Farbe und Sorte (Tomo wollte eine mitnehmen, es waere nicht aufgefallen; wir haetten es mal machen sollen) noch 2 Raume die vermutlich die Hauptattraktion des Musuems darstellten: beide mit etwas altem Geraet, den obligatorischen Weinfassregalattrappen mit einer Flasche Wein, 5 Infotafeln und 3 groszen alten Bildern (geplottet, nicht gerahmt...).
Nun, wenn man bedenkt, dass wir beide noch auf Klo waren und dann am Ausgang noch jeder ein Becher Wasser getrunken haben - fuer 1 Peso, kann man schon einmal machen, aber natuerlich absolut laecherlich.
Maipu war auch ansonsten sehr leer und viele Geschaefte geschlossen, so gegen 17:00 Uhr kam etwas Bewegung in manche Geschaefte aber nachdem wir fuer 4 Peso eine Flasche Malbec und Oliven gekauft hatten, sind wir dann auch wieder zureuck nach Mendoza geruckelt.
Morgen machen wir vielleicht noch eine Fahrradtour ins Gruene und abends geht es nach Salta. Uebermorgen dann wahrscheinlich nach San Pedro de Atacamar, wo es hoffentlich mehr Natur zu sehen gibt...
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