Freitag, September 12, 2008

Torrefacto...

...oder wie man in Madrid Kaffee zubereitet. Ins Ausland gehen, heißt ja nicht, nur den Freunden temorär Lebewohl zu sagen, sondern auch die vielen liebgewonnenden Traditionen zuhause zu lassen. Nun, ich kann mich gut damit anfreunden, dieses Jahr nicht zum Oktoberfest zu fahren, wie ich hier schon wieder mehrfach darauf angesprochen wurde, aber bei den Ess- und Trinktraditionen wird es dann schon ein bisschen schwer.

Da wäre zum Beispiel Kaffee, das schwarz-heiße Gold, dass mich tagtäglich antreibt. Kaffee wird in Spanien nicht so getrunken wie bei uns in Deutschland. Ich muss mal einen echten Spanier fragen (hm... erstmal einen finden), was die überhaupt trinken als Ersatz - jedenfalls Kaffee so wie bei uns, gibt es im normalen Haushalt nicht. Und weil es den dort nicht gibt, gibt es natürlich auch logischerweise in meinem Supermercado keinen zu kaufen. Also, zumindesten, keinen gemahlenen Kaffee, wie man ihn von uns aus kennt. Es gibt hier nur diesen widerlichen löslichen Aufgusskaffee und Espresso!

Espresso? Ja, aber das ist doch etwas, womit ich mich arrangieren könnte, zumal ich in unserer übersichtlichen Küchengeräteausstattung (Kühlschrank) noch eine Espressokanne (eine schlechte Kopie einer Moka Express) entdeckt habe. Also Espresso gekauft, natürlich den billigsten, damit mehr Geld fürs Adlerbrau übrig bleibt!

Nun, der so gewonnene Espresso entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen; zuerst dachte ich, es sei der schlechten Espressokanne geschuldet, die ihren Henkel schon nach der 4. Verwendung, verachtungsvoll abstieß und auch nicht mehr 100% dicht ist (was, den unangenehmen Effekt hat, dass man sie sehr voll machen muss, damit der Druck noch reicht); aber nachdem die doch recht spärlichen 250g Espresso nach einer aufgebraucht waren, habe ich mir dann doch mal versucht die verschiedenen Sorten im Supermercado anzuschauen.

Von solchen Verbrechen wie Espresso der kein Koffein hat (übrigens, gibt es hier auch Koffein-freie Cola) und schon verdächtig klingenden Sorten die im Namen "Mezcla" führten, hab ich noch Sorten gefunden, bei denen als Inhaltsstoffe Zucker aufgeführt ist. Zucker? Ja richtig, Zucker. Meine Sorte bestand aus 50% tueste natural und 50% torrefacto. Hmm... das Wörterbuch im iPhone kannte natürlich kein torrefacto, so dass ich schließlich zu der Sorte 100% Columbia griff.

Zuhause dann, in LEO nachgeschaut: torrefacto - geröstet. Geröstet? Hm... ja aber sicherlich, aber was sind denn dann die anderen 50%? Die nackten Bohnen zerstampft frisch vom Strauch, oder was?

Die Rettung jedenfalls, war dann, wie so oft, Wikipedia - in der dann unter Kaffee tatsächlich auf die spanische Eigenheit des torrefacto hingewiesen wird, einer besonderen Röstung mit Zuckerbeigabe (*wurg*).

Und was soll man sagen, der 100% Columbia ist dann auch ganz in Ordnung. :)

2 Kommentare:

Katjuscha hat gesagt…

einfach 100% Colombia saufen ist nicht stilecht. Erasmus heißt auch, dass Du Dich von nun an torrefacto ernähren musst.

Ulle hat gesagt…

Niemals. Ich werde mir auch morgen im örtlichen spanischen Lidl geschnittenes Roggenbrot kauen. Jawoll, ja!